Geschichte
Chronik der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Büdelsdorf von 1884 bis 2009
Im Jahr 1884 standen in Büdelsdorf 177 Häuser und es lebten hier 1590 Menschen. Mit dem Wachsen des Ortes, vor allem aber auch mit dem Ausbau der Carlshütte, wurde die Brandgefahr in Büdelsdorf immer größer. Im August 1884 wurde in zwei kurz aufeinanderfolgenden Gemeinderatssitzungen die Notwendigkeit einer Feuerwehr für Büdelsdorf anerkannt.
Am 7. September 1884 fand unter dem Vorsitz des damaligen Gemeindevorstehers Johann Tödt die Gründungsversammlung der Büdelsdorfer Feuerwehr statt. 35 Männer, aus allen Berufsschichten, traten sofort der Wehr bei. Die Wahl des Hauptmanns entfiel auf Hermann Lohse, der als Bürovorsteher der Carlshütte tätig war. Die Carlshütte war es auch, die der neugegründeten Wehr die ersten Einrichtungen, Geräte und Spritzen zur Verfügung stellte.
Die ersten Löschgeräte waren von Pferden gezogene Handdruckspritzen, die nur schwer und umständlich zu bedienen waren. Im Jahr 1929 schaffte die Gemeinde die erste Autospritze an.
Ehrenmitglied Hans Bruse erinnert sich: "Auf dem LF8 bin ich selbst noch zehn Jahre mitgefahren. Meistens sprang es wenn es brannte nicht sofort an und wir mussten es erst mal auf dem Hof im Kreis schieben. Als es dann ansprang war das Feuer oft schon aus."
In den folgenden Jahren wuchs die Mitgliederzahl stetig. Die Ausrüstung wurde verbessert und vervollständigt. Das erste Feuerwehrgerätehaus, das in der Neuen Dorfstraße 22 gestanden haben soll, wurde bald zu klein.
Ein neues Spritzenhaus wurde errichtet und konnte im April 1900 seiner Bestimmung übergeben werden. Das Grundstück wurde von der Fa. Ahlmann für 1 RM jährlich zur Verfügung gestellt. 1967 wurde die Gemeinde Eigentümerin durch einen Grundstückstausch.
"Die hiesige Freiwillige Feuerwehr hat nunmehr gestern ihr altes Heim auf der Carlshütte verlassen, welches ihr 16 Jahre hindurch freundlich zur Verfügung gestellt war und ist in ihr neues eigenes Gebäude übergesiedelt.
Der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr, Herr Lohse, hielt an die Mannschaft eine Ansprache, in welcher er der Direktion der Carlshütte den Dank der Feuerwehr dafür aussprach, dass sie solange Zeit kostenlos die Utensilien der Feuerwehr im Spritzenhaus des Werkes untergebracht habe.
Das neue Spritzenhaus mit Steigerturm macht einen hübschen und eleganten Eindruck, ist inwendig mit Wasserleitung usw. versehen. Für das Gebäude sind ca. 5000 Mark von der Kommune verausgabt, gewiss ein schöner Beweis von Interesse, den die Kommune dem Löschwesen entgegenbringt. Es dürfte sich kaum ein zweites derartiges Gebäude in einem Ort von der Einwohnerzahl Büdelsdorfs finden, welches den Zwecken der Feuerwehr dient."
Während des zweiten Weltkrieges war die Gemeinde Büdelsdorf trotz Männerknappheit nicht ohne Brandschutz. Während die meisten Kameraden an der Front oder zu Löscheinsätzen nach den Bombardierungen der Städte Kiel, Neumünster und Hamburg ausgerückt waren, wurde von ca. 12 jungen Frauen eine Frauenfeuerwehr gegründet, die bis zum Kriegsende bestand. Sie war unter anderem auch im Löscheinsatz als in Rendsburg die Bomben bei der Heeresbäckerei, Ecke Kaiserstraße / Herrenstraße, fielen.
Ehrenmitglied Egon Bredehorst erinnert sich: "Wir fuhren fast jede Nacht in die Bombardierten Städte. Das Tarnlicht der Fahrzeuge diente nur dazu dass andere Fahrzeuge einen sehen konnten, der Fahrer sah kaum etwas und rums saßen wir in einem Bombentrichter fest. Um überhaupt nach Hamburg zu kommen mussten wir zusätzliche Kraftstofftanks mitnehmen, weil die damaligen Fahrzeuge soviel Benzin verbrauchten."
1948 wurde das Spritzenhaus, aufgrund der Tatsache, dass die neu zugewiesenen Feuerwehrfahrzeuge durch ihre Länge und Höhe nicht mehr unterzubringen waren, erweitert. Die Vorderwand wurde abgebrochen und um vier Meter nach vorne versetzt, wobei die Türöffnungen erhöht wurden. Die Baukosten betrugen 3.000 RM. 1953 überließ die Gemeinde der Feuerwehr einen Schulungsraum.
Das Rendsburger Wochenblatt in der Ausgabe vom 24. April 1953 schrieb dazu nachfolgenden Artikel:
"Während bis zum Zweiten Weltkrieg knapp 6000 Einwohner in Büdelsdorf lebten, erhöhte sich die Bevölkerungszahl nach Kriegsende durch den Flüchtlingsstrom auf über 9000.
Die Freiwillige Feuerwehr Büdelsdorfs musste sich dieser gewachsenen Verantwortung stellen. Die Anzahl der Feuerwehrmänner, die freiwillig ihren aktiven Beitrag zur Sicherheit der Gemeinde leisteten, stieg auf über 50 Mann. Neue Geräte und Fahrzeuge wurden beschafft. Das Spritzenhaus entsprach nun nicht mehr den Erfordernissen."
Bis zum Jahr 1969 gehörte der Büdelsdorfer Feuerwehr eine Feuerwehrkapelle an.
Nach einer Planungs- und Bauzeit von zwei Jahren konnte am 8. Juli 1972 ein Erweiterungsbau mit Schulungsraum und Hausmeisterwohnung, der Turm wurde um die Hälfte abgetragen, bei gleichzeitiger Überholung des Altbaues seiner Bestimmung übergeben werden. "Ein denkwürdiger Tag für die Büdelsdorfer Feuerwehr, aber auch gleichzeitig ein Tag des Dankes für den freiwilligen Einsatz zum 'Schutze von Hab und Gut'."
1973 musste in Büdelsdorf wegen einer Kesselexplosion bei der Firma ACO Severin Ahlmann Katastrophenalarm ausgelöst werden. Unter den Mitarbeitern forderte das Unglück drei Todesopfer. Für diesen Einsatz wurden drei Kameraden der Büdelsdorfer Feuerwehr mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Silber und ein Kamerad mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Gold ausgezeichnet.
Bis 1925 wurde die Büdelsdorfer Feuerwehr mit Signalhörnern alarmiert. Danach erfolgte die Alarmierung über elektrische Sirenen.
Der Kamerad Ingo Hübner erinnert sich: "Ich wohnte neben dem damaligen Wehrführer Rolf Armster, direkt an dem Gerätehaus. Wenn es nachts brannte wurde er telefonisch alarmiert und rief zu meinem Fenster hoch: Ingo wir haben Alarm. Dann ist einer von uns zum Gerätehaus gelaufen und hat den Sirenenknopf gedrückt um die andern Kameraden zu wecken. Der Andere lief zum Ahlmann Haupttor und holte vom Pförtner den Schlüssel für das Gerätehaus."
Seit 1973 werden die Kameraden per Funkmeldeempfänger still alarmiert.
Im Oktober 1983 brannte das Musiklokal Casablanca, ehemals Eiderlust. Bei diesem Einsatz wurden ca. 900000 Liter Löschwasser aus der Eider gefördert.
1984 feierte die Feuerwehr Büdelsdorf, unter großer Anteilnahme der Büdelsdorfer Bürger, ihr hundertjähriges Bestehen.
Am 20.05.1988 wurde aus Nachwuchsmangel die Jugendfeuerwehr Büdelsdorf gegründet. Erster Jugendfeuerwehrwart wurde Karl Heinz Schultz.
In der Nacht der Jugendfeuerwehrgründung brannte in der Alten Dorfstraße eines der ältesten reetgedeckten Häuser Büdelsdorfs nieder. Es folgte in den nächsten Monaten eine Brandserie, die die Büdelsdorfer Feuerwehr in Atem hielt.
Im Juni 1988 brannte wieder ein Reetdachhaus in der Alten Dorfstraße. Auch dieses konnte nicht gerettet werden.
Im Januar 1989 brannte in der Neuen Dorfstraße abermals ein mit Reet gedecktes Haus. Auch dieses Haus brannte völlig nieder. Es handelte sich um das damals älteste Haus Büdelsdorfs.
Im Mai 1991 brannte der Büdelsdorfer Kindergarten "Zur Bücherei" komplett nieder. Zunächst brannte es lediglich im hinteren Bereich des Gebäudes. Nach einer Durchzündung, bei der sich mehrere Kameraden im Gebäude befanden, stand der Kindergarten in Vollbrand.
Ebenfalls im Mai 1991 bezog die Feuerwehr Büdelsdorf den Neubau der Feuerwache in der Memelstraße 1. Der Neubau wurde nötig, da die Gemeinde Büdelsdorf ein neues Gewerbegebiet im Osten der Gemeinde erschloss. Die neue Fahrzeughalle hat 11 Stellplätze, ein Werkstattstellplatz mit Arbeitsgrube und eine Waschhalle. Auch die Werkstätten und Lagerräume sind in der Fahrzeughalle untergebracht. Im 1.OG befinden sich die Schulungsräume und eine Küche. Das 2. OG bietet drei Wohnungen Platz. Einen Tag nach der offiziellen Einweihung fand mit dem festlichen Auszug aus dem alten Feuerwehrgerätehaus, der Umzug durch die Gemeinde, ins neue Gebäude statt.
Im Februar 1992 explodierte in der Kirchen Straße ein Haus, durch ausströmendes Gas. Ein Mann überlebte mit schweren Verbrennungen. Selbst in der Hollerstraße zerborsten die Schaufensterscheiben vieler Geschäfte.
Im September 1996 feierte die Büdelsdorfer Feuerwehr ihr 112 jähriges Bestehen im Rahmen eines Tag der offenen Tür.
Im Oktober 1997 hatte die Büdelsdorfer Feuerwehr ein Großfeuer im Plaza Baumarkt in der Hollerstraße zu bekämpfen. Das Großfeuer entstand durch einen, außerhalb des Gebäudes stehenden, in Brand gesetzten Abfallcontainer. Die Flammen breiteten sich durch die Fassade rasch auf das Gebäude aus.
Im August 2005 brannte in der Hollerstraße ein PKW unter einem Carport. Beim Eintreffen der ersten Kameraden schlugen die Flammen bereits aus dem Flachdach der angrenzenden Zahnarztpraxis. Durch ein Großaufgebot an Atemschutzgeräteträgern wurde das Feuer gelöscht.
Im Jahr 2006 wurde aufgrund der rückläufigen Mitgliederzahlen bei der Büdelsdorfer Feuerwehr ein Imagefilm zur Werbung neuer Kameraden gedreht. Was dazu führte daß große Teile des Films für einen bundesweit genutzten Werbefilm verwendet wurden.
Im Juli 2007 gab es für die Büdelsdorfer Kameraden nach dem Einsatz bei einem schweren Verkehrsunfall besonderen Grund zur Freude, als die gerettete Britta Kamphausen wenige Wochen nach ihrem Unfall alle "Retter" zu einer Grillfeier einlud.
September 2009: Nun blickt die Feuerwehr Büdelsdorf auf 125 Jahre ihres Bestehens zurück. Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Während die Kameraden früher bei mangelnder Ausrüstung und unter teils schwierigen Bedingungen fast ausschließlich Brände bekämpften, steht der Feuerwehr heutzutage ein großes Gerätehaus und modernste technische Ausrüstung zur Verfügung. Heute stellen 65 Männer und Frauen mit neun Feuerwehrfahrzeugen den Brandschutz für die Stadt Büdelsdorf, die inzwischen auf 10350 Einwohner angewachsen ist, sicher. Auch die Anforderungen an die Kameraden selbst haben sich verändert. Doch die Brandbekämpfung ist inzwischen nur eine von vielen Aufgaben der Feuerwehr. Die Technische Hilfeleistung, wie die schnelle Befreiung eingeklemmter Personen bei Verkehrsunfällen und die Beseitigung von Unwetterschäden nehmen mehr und mehr zu.
Die psychische und physische Belastung hat zugenommen. Durch die moderne Persönliche Schutzausrüstung ist die Sicherheit der Kameraden, wesentlich höher als früher.
Zum Schluß sei hier noch ein herzlicher Dank an die Partner/innen der Feuerwehrkameraden/innen ausgesprochen für die vielen Stunden in denen sie aufeinander verzichten müssen.